Freitag, 24. April 2009

Falsches Blut





Dieses Bild stammt von einem Film-Dreh in Kunduz. Ein Team aus jungen Männern und einer Frau versucht, trotz aller materiellen und technischen Schwierigkeiten, ihren Traum von einem Spielfilm umzusetzen. Die weibliche Hauptdarstellerin im Film konnte nicht in Kunduz gefunden werden - das soziale Stigma gegen KünstlerInnen in der Öffentlichkeit ist zu gross - und musste in Kabul ‚angemietet’ werden. Beim Dreh ist eine Polizei-Streife dabei. Kostenlos. Die Polizisten drängen sich immer ins Bild, sehr zum Unmut des jungen Regisseurs. Jeder will im Bild sein. Das Drehbuch geht so: ein Vater verwettet seine Tochter (keine Fiktion). Der Gewinner der Wette hat einen weiteren Konkurrenten am Hals, der ihm die junge Frau streitig machen will. Es kommt zum Bandenkrieg, einer Tragödie. Am Drehort sind mehrere Kalaschnikows im Einsatz. Es herrscht ein Auflauf. Man tut gut daran sich zu vergegenwärtigen, welche der Geräte scharf schiessen und welche nicht.
Aziz, der Regisseur, dirigiert mit Verve die Schaar seiner Laiendarsteller. Alles ist learning by doing.
Das einzige Kino in Kunduz steht noch aber es laufen keine Filme mehr. Halbstarke spielen dort Billiard in den frühen Abendstunden. Die Mediothek, eine afghanische Initiative für unabhängige Medien die aus deutschen Mitteln mitfinanziert wird, bestärkt junge Leute wie diese in ihren künstlerischen Vorhaben. Die Szene in Kunduz bleibt, im Vergleich zu Kabul, aber extrem begrenzt.
Ein Filmausbildung gibt es in keiner der Provinzstädte. Die einzigen Kurse werden in Kabul angeboten. Gerade startet eine französische Doku-Film-Initiative ihren neuen drei-monatigen Kurs. Leider sind nur Nachwuchs-Filmemacher aus Kabul am Start. Auch hier wird einmal mehr die Provinz Afghanistans vernachlässigt, mit Folgen. Für Aziz und seinesgleichen bietet die Filminitative in Kabul ganze 20 US-Dollar pro Monat, kein Geld für Reise und Unterkunft. Das ist zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben.

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